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Diese Seite ist dem Berliner Berufsradrennfahrer Kurt Stöpel gewidmet, welcher als erster Deutscher bei der Tour de France das gelbe Trikot eroberte, einen Etappensieg gewann, eine Podiumsplatzierung im Endklassement (2. Platz) erreichte und das Alles bei der 26. Auflage im Jahre 1932 über 4520 km. Ferner hält er seit 1932, durch einen 5Platz im Gesamtklassement, den Rekord als bestplazierter Deutscher (neben Dietrich Thurau; 1983 ebenfalls 5ter) am Giro d'Italia, welcher bis dato nicht verbessert wurde. Stöpel hat somit bis zum heutigen Tage als einziger Deutscher die beiden besten Platzierungen im Gesamtklassement bei Giro und Tour in einer Saison (1932) eingefahren! Er war in den 30er Jahren als Profi der beste Allrounder unter den deutschen Strassenfahrern und musste sich vor der starken ausländischen Konkurrenz keineswegs fürchten. Er war aufgrund seiner radsportlichen Extraklasse, seines intellektuellen und polyglotten Wesens einer der wenigen internationalen Sportstars die Deutschland in der Vorkriegsdekade aufzubieten hatte. Er galt auch als entschiedener Gegner des auch schon damals im Radsport weitverbreiteten Dopings. Heute kennt den "Professor" (von den deutschen Radrennfahrer-Kollegen tituliert) bzw. "le philosophe" (so nannte ihn Tour-Direktor Henri Desgrange) leider nur noch wenige (Rad)Sportfans...ist Sportruhm also vergänglich? Wir, d.h. der Neffe von Kurt Stöpel sowie ein Radsport-Passionist, sagen NEIN und wollen mit dieser Internetpräsenz an einen Großen des Radsports erinnern!


"Ein Berliner Junge, geb. am 12.03.1908 in Berlin Charlottenburg, sollte einer der bekanntesten Radrennfahrer Deutschlands werden. Jedoch seine Eltern, Hermann und Anna Stöpel, konnten den größten Wunsch Ihres Sohnes Kurt, nämlich das für einen angehenden Radchampion notwendige Arbeitsgerät, ein eigenes Fahrrad, wegen monetärer Probleme nicht erfüllen.

Erst nach Abschluss der Schule und dem Beginn einer Lehre, als Office Boy bei der United Press of America, konnte er sich das erste eigene Fahrrad selbst kaufen. Seine außergewöhnlichen physischen Veranlagungen und der latent vorhandene wettsportliche Ehrgeiz stets der Schnellste zu sein, erweckt in Ihm die Leidenschaft für den Radrennsport. Erste Jugendrennen und alltägliches Training in den Morgenstunden durch die Havelberge vor Dienstantritt, stählen nicht nur seine Muskeln, sondern stärken auch seinen Erfolgswillen.

Der erste Sieg lässt nicht lange auf sich warten und wird bei Berlin-Stettin-Berlin im Jahre 1927 erreicht. Der Job bei United Press of America wird gekündigt und mit ihm der Berufswunsch, Reporter zu werden, vorerst auf Eis gelegt. Es folgen viele weitere Erfolge als Amateur, aber besonders der Sieg bei Köln-Berlin über 600 Kilometer, war für ihn persönlich sein schönster Triumph. 1929 lernt er seine spätere Ehefrau Charlotte (geb. Schwanke), Tochter eines Tischlermeisters aus Berlin-Westend, kennen. Im Dezember 1930 wird geheiratet und eine Wohnung in Berlin-Spandau, in der Franzstraße 29, bezogen.

1930 erfolgt der Wechsel ins Profilager und es beginnt eine abwechslungs-reiche Zeit mit vielen abenteuerlichen Reisen ins Ausland. Starts in Frankreich, Italien, Belgien und in der Schweiz sind an der Tagesordnung. 1932 wird sein erfolgreichstes Jahr als Berufsradrennfahrer. 1937 beendet er seine erfolgreiche Radsport-Karriere. Bis zum Beginn des Krieges verdient er sein Geld als selbstständiger Handelsvertreter für amerikanische Automobile und als Journalist bei Radsportveranstaltungen. Privat verbringt er schöne Stunden im Kreise seiner Familie mit erholsamen Badeaufenthalten in Dievenow (Pommern) heute Dziwnow. Den Krieg übersteht er unverletzt, nachdem er in Frankreich und auf dem Balkan stationiert war. Nach 1945 ist er wieder als Radsportjournalist und auch als Dolmetscher tätig. Ferner arbeitet er als Empfangschef im französischen Kulturzentrum Maison de France am Kurfürstendamm. Hier kann er seiner Leidenschaft im Bezug auf seine ausgeprägte Frankophilie frönen. Er macht sich aber auch einen Namen als Fahrradrahmen-Konstrukteur der Marke "Stöpel". Da das Ehepaar Stöpel kinderlos blieb, war Zeit seines Lebens sein Lebensmittelpunkt die Familie seiner Ehefrau.

Schon als Teilnehmer der Tour de France 1932 machte sich Kurt Stöpel Notizen über den Verlauf der Rundfahrt. Auf dieser Basis schrieb er 1952 das Buch "Tour de France". Für sein restliches Berufsleben realisierte er durch Kauf eines Taxis seine Idee mit Autofahrten und Fremdsprachen Geld zu verdienen. Er chauffierte Touristen aus aller Herren Länder als Fremdenführer durch seine geliebte Heimatstadt Berlin.

Die Zeit als Rentner genoss er auf seinem Balkon in der Franzstraße mit seiner geliebten Ehefrau Charlotte und immer im Juli, nach Ende der Tour de France, wurde eine Flasche Champagner geköpft, da kein anderer deutscher Fahrer ihm den zweiten Platz bei der Tour im Jahre 1932 streitig gemacht hatte. 64 Jahre bestand dieser Rekord (1932 bis 1996)!

Den Tod seiner Ehefrau Charlotte im Jahre 1995 verkraftete er nicht mehr und kam 1996 in das Pflegeheim Ernst Hoppe in Berlin Kladow.

Im Jahre 1997, am 11. Juni, nahm er ein paar Schlucke aus einer Flasche mit Reinigungsmittel und starb daraufhin an einer Vergiftung im Kranken-haus Hohengatow.

War er verwirrt oder war es Absicht?…wir werden es nie wissen!"

gez. Günter S. - Neffe von Kurt Stöpel / Berlin November 2012


"In Paris standen die "Nackten" Schlange…wir fuhren ja damals mit der Eisenbahn nach Frankreich zur Tour. Jeder hatte einen Sattel und den Lenker im Gepäck. Und in Paris standen dann die nackten Räder parat; aufmontiert und dann ging's los"

"Mein damaliger Tourstart war eine einzige "Entfettungskur". Ich hatte mir vor dem Start der Tour bei einem der besten Pariser Herrenschneider einen modernen Einreiher bestellt. Als ich 4 Wochen später nach dem Rennen meinen Anzug abholte, war aus dem Einreiher ein Zweireiher geworden: ich hatte auf Frankreichs Straßen 30 Pfund verloren!"

"Bereits morjens um dreie bin ick üba die Havel-Chaussee jekachelt...ick bin uff mein Drahtesel schnella, als mein Chef im Denken. Bis der det Wort "Alexanderplatz" ausgesprochen hat, bin ick schon da!"

"Mein Chef bei der United Press of America sagte auch, als ich meinen Job kündigte: "...das wird Ihnen noch einmal leid tun!" Ich habe jedoch diesen Schritt Zeit meines Lebens nie bereut"

"Als der Startschuß zur Tour de France fiel, war ick mittenmang und trampelte für Deutschland"

"Doping? (lacht) NEE, nur misch ick mir manchmal een bisken Arsen mang den Kaffe mang!"

"Doping? NEIN! Ich hab mich damals mit Cherry Rocher aufgepeitscht, einem französischen Kirschlikör, aber nicht mit apothekenpflichtigen Drogen!

Doping? NEIN! Die Natur lässt sich nicht ungestraft vergewaltigen. Jeder Organismus, der durch solche Dosis Gift aufgepeitscht wird, muss eines Tages versagen; deshalb NEIN!"

"Sieronski hatte immer einen Spruch auf den Lippen. So wurde er mal vor einem Etappenstart bei der Tour von den Italienern gefragt: "Va bene?", daraufhin antwortete er: "Ja, heut' geh ick per Beene!" Oder: "Beiß die Zähne zusammen und iss einen Reiskuchen", als ich "einen in den Schuhen sitzen" hatte!"

"Leducq und ich wurden damals in Paris gefeiert wie ein König. Wir wurden in einem Meer von Blumen herumgereicht, von Empfang zu Empfang. Der Champagner floß dabei in Strömen, allerdings aus meinem Glas direkt auf den Fußboden. Meine Frau Charlotte, sie war und ist immer noch mein Talisman, bekam am Ziel der Tour, im Pariser Prinzenparkstadion, vor 70.000 Zuschauern einen Strauß von 200 Rosen überreicht…seit jenem Tage steht mein Name im "Goldenen Buch" der Stadt Paris"

"Mit 14 Jahren schwärmte ich von den Taten der Rütt, Stellbrink, Arend und der Straßenfahrer Gebrüder Huschke, Manthey, Golle, Michael - es gab ja damals so viele Klassefahrer in Berlin"

"Für die französische Wochenschau filmte man mich mit einem Riesenberg Sauerkraut…wenn ich das gegessen hätte, wäre ich nach Paris geflogen"

"Nach der Etappe von Évian-les-Bains nach Belfort vesperte ich bei einem spendablen Wirt eine große Portion Fisch, gekrönt von einer Portion Erdbeeren mit Schlagsahne...nachts war plötzlich wieder alles da...zuerst die Erdbeeren, dann der Fisch!"

"Als Amateur nannte man mich aufgrund meiner einmaligen Siegesserie in den Jahren 1927/28: "Stöpel, der deutsche Binda!". Später belegte ich als Profi den vierten Platz bei meinem ersten Auslandsstart, der Straßenweltmeisterschaft in Lüttich, hinter dem italienischen Sieger Alfredo Binda. Mit größerer Routine und Erfahrung hätte ich bestimmt besser abgeschnitten"

"Bei einem Nach-Tour-Omnium in Nordafrika wurde ich vom Scheich von Blida geehrt, mit vielen Geschenken, welche als Andenken in meinen Koffer wanderten...er stellte mir sogar seinen Harem vor…(lacht) ich hatte jedoch meine geliebte Gattin mit"


Das Ziel dieser Internetpräsenz ist für die beiden Verfasser erst erreicht, wenn www.kurt-stoepel.de folgende Etappensiege erreicht hat:

- Ernennung der letzten Ruhestätte Kurt Stöpels zum Ehrengrab der Stadt Berlin

- Benennung einer Strasse bzw. Weg in Berlin nach Kurt Stöpel.

Der Radsport braucht gerade aktuell Vorbilder, welche das ramponierte Image dieses traditionsreichen und wunderschönen Sports wieder aufpolieren...wenn nicht KURT STÖPEL, wer dann? Stets nach dem Motto: nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft!


Kontakt über Email: kurt.stoepel@t-online.de